Livorno (Stadt)
Dass Livorno einst als ideale Stadt geplant und erbaut worden ist, mag man angesichts der heutigen Industrieanlagen und modernen Bauten kaum glauben. Tatsächlich gründeten die Medici nach dem Verkauf des Hafens Livorno im 16. Jahrhundert eine neue Stadt – und gestalteten sie dabei gleich nach idealen Gesichtspunkten. Angelegt auf einem fünfeckigen Grundriss umgab die Stadt der Fosso Reale, ein Wassergraben – beides Elemente, die die Altstadt bis heute prägen. Die rechtwinklig angeordneten Straßen des Stadtzentrums zeugen auch heute noch von dieser Stadtplanung.
Schnell wuchs der Hafen und mit ihm die Industrieanlagen, was im zweiten Weltkrieg verheerende Folgen haben sollte, als eben diese Industrieanlagen und der Marinestützpunkt 1943 schwer bombardiert und somit große Teile der Stadt verwüstet wurden. So erklärt sich auch das heutige Stadtbild Livornos: Von den alten Palazzi sind nicht mehr viele übriggeblieben, die verbliebenen alten Häuser befinden sich vor allem im Stadtviertel Venezia Nuova, Neu-Venedig, das durch Kanäle und Brücken, wie sie für die berühmte Lagunenstadt typisch sind, geprägt ist. Venezia Nuova liegt zwischen Fortezza Vecchia und Fortezza Nuova, also der alten und der neuen Festung. Sehenswert sind daneben auch die mit ihren Arkaden sehr attraktive und die Altstadt teilende Hauptstraße Via Grande und einige Jugendstilvillen mit ihren Grünanlagen an der Uferpromenade der südlicheren Quartiere.
Bekannt ist Livorno für den Komponisten der Cavalleria Rusticana, Pietro Mascagni, und die Offenheit seiner Einwohner – aber auch für deren spitze Zunge und die durch Fischgerichte geprägte Küche. Letztere ist sogar weit über Landesgrenzen hinaus bekannt für Spezialitäten aus Stoccafisso (Stockfisch), Cacciucco (ein Fischeintopf) oder Triglie alla Livornese (Rotbarben in Peperoncino-Tomatensauce). Was nie fehlen darf: Der Ponce alla Livornese, ein starker Kaffee mit Rum.
Südlich von Livorno findet man eine der schönsten Baderegionen der Toskana: Malerische Strandbäder reihen sich hier an der Riviera degli Etruschi, der Etrusker-Küste, ebenso aneinander wie breite Sandstrände und bergige Küstenabschnitte. Besonders beliebt sind Seebäder wie etwa Castiglioncello oder Quercianella, San Vincenzo oder Marina di Cecina. Als besonderes Kleinod gilt das Örtchen Bolgheri: Der traumhaft schönen, langen Zypressenallee, die von San Guido nach Bolgheri führt, hat Carducci, seines Zeichens Dichter, ein literarisches Denkmal gesetzt.
Übrigens: Ebenso zur näheren Umgebung von Livorno gehören die Inseln Gorgona und Capraia. Gorgona ist noch heute eine Gefängnisinsel und entsprechend eher uninteressant für die touristische Nutzung – ganz anders als Capraia. Die ehemalige Strafkolonie der „Ziegeninsel“ gilt als ein Mekka für Wassersportler, aber auch für Ornithologen.