Geschichte der Toskana
Schon etwa 1000 Jahre vor Christi Geburt lebten die Etrusker im heutigen Gebiet der Toskana, da sind sich die Archäologen sicher. Interessant ist, dass das Gebiet erst im 4. Jahrhundert vor Christus erstmals offiziell als Etrurien erwähnt wird. Zu dieser Zeit begannen die Römer, die etruskischen Gebiete zu erobern und ihrem eigenen Reich anzugliedern. Nach seinen Einwohnern benannte Rom dieses Stück Land Tuszien oder Tuscia, von dem sich der heutige Name Toskana ableitet.
Nach der Vertreibung des etruskischen Königs 510 v. Chr. aus Rom gehörte die heutige Toskana somit vollständig zum römischen Reich. Erst der Untergang desselben brachte wieder politische Unsicherheit in das Leben der Einwohner. Nach Kämpfen um die Vorherrschaft in der Toskana geriet die Region unter die Vorherrschaft von Byzanz und den Ostgoten, den Griechen und den Lombarden. 774 eroberte Karl der Große das Gebiet mit der Konsequenz, dass die Toskana ab dem 9. Jahrhundert fränkischen Markgrafschaft war.
Der Investiturstreit etwa um 1050 führt zu einer tiefen politischen Spaltung der Toskana: Ein Teil der großen Städte stellte sich auf die Seite des Papstes, der andere Teil hielt weiter treu zum Kaiser. Eine logische Folge ist daher die große Rivalität zwischen Siena (kaisertreu) und Florenz (papsttreu), die 1260 in die Schlacht bei Montaperti gipfelte. Bis heute herrscht noch immer eine gewisse Feindschaft zwischen diesen beiden Städten, die heutzutage aber glücklicherweise eher sportlich ausgetragen werden. Der Streit dieser beiden einflussreichen Städte hatte nebenbei auch zur Folge, dass auch andere Städte wie beispielsweise Pisa, Arezzo oder Lucca ihre Positionen festigten und ausbauten – wann der Ruf nach Unabhängigkeit der neu entstandenen Stadtrepubliken folgen sollte, galt zu diesem Zeitpunkt nur noch als eine Frage der Zeit, nicht als eine Frage des ob.
Vor allem Florenz konnte seine Position so stark ausbauen, dass es zum Maßstab aller Dinge avancierte: Die Stadt war Wiege der Renaissance, Heimat zahlreicher genialer Künstler, ihr Dialekt wurde zur Sprache der Literatur Italiens. Ab dem Ende des 14. Jahrhunderts stieg der Stern der Bankiersfamilie Medici; mit der Unterwerfung Pisas 1406 und dem damit verbundenen Gewinn eines Hafens bauten die Medici ihre Macht konsequent aus. Was folgte war die unglaubliche Geschichte einer der einflussreichsten und wohlhabendsten Familien Italiens. Zunächst aus ihrer Stadt vertrieben eroberten sie sie wieder für sich. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts sorgten die Medici einerseits für wirtschaftliche und politische Stabilität, erwiesen sich andererseits aber auch als großzügige Unterstützer der schönen Künste.
Da der letzte Medici kinderlos verstarb, ging die Toskana an das Königshaus Habsburg-Lothringen über, was für die Bevölkerung Segen und Fluch zugleich bedeutete. Der neue Herrscher war reichlich wenig an seiner Neuerwerbung interessiert, so dass die Geschicke des Landes maßgeblich von den eingesetzten Fürsten bestimmt wurden. Die Fürsten verstanden die Sprache nicht, geschweige denn die Menschen und das Land – mit der Folge, dass sie regelmäßig versuchten sich zu bereichern, was dazu führte, dass mit dem Unmut auch die Armut der Bevölkerung wuchs.
Die französische Revolution ging natürlich auch nicht spurlos an der Toskana vorbei: Anfangs versuchte der damalige Herrscher Ferndinand III. zwar, die Neutralität der Toskana zu wahren, aber als 1799 republikanische Truppen in der Toskana einzogen, sah er sich zur Flucht und Aufgabe der Neutralität gezwungen. Die napoleonische Besatzung der Toskana dauerte bis zum Sturz Bonapartes, in dessen Anschluss der Habsburger Ferdinand III. wieder die Zügel in die Hand nahm. 1848/49 wendete sich das Blatt jedoch für den Herrscher: Im Eilverfahren wurde er abgesetzt, eine erste Verfassung wurde erlassen, eine provisorische Regierung bestimmte nun über die Geschicke des Landes. Nachdem 1849 die Republik Toskana ausgerufen wurde, beschloss die Bevölkerung der Toskana 1860 per Volksentscheid den Anschluss der Toskana an Italien, der 1961 vollzogen wurde. Seitdem ist die Geschichte der Toskana stark mit der Italiens verwoben.